Video: Skydiving mit Wanderfalken

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Zuletzt hatte ich ja extrem langsame, aber dafür sehr überraschend effektive Jäger. Aber auch die andere Seite soll natürlich nicht vergessen werden. Hier wird mit purer Geschwindigkeit gejagt.

Raubvögel, oder eigentlich besser, Greifvögel, haben die Menschen schon immer fasziniert. Nicht nur ihre Fähigkeit, zu fliegen, sondern auch ihre Geschicklichkeit bei der Jagd. Das dürfte wohl auch einer der Gründe sein, warum sie oft zum Sinnbild von Gemeinschaften, zu Wappenvögeln, wurden.

Unter den Greifvögeln sticht besonders der Wanderfalke heraus. Es gibt wohl kaum ein Lebewesen, das ihm in Sachen Geschwindigkeit auch nur annähernd nahe kommt. Und dabei legt er eine Eleganz und Effektivität an den Tag, die jeden menschlichen Jagdpiloten wohl vor Neid erblassen lässt.

 

 

Doch wie schnell kann er wirklich werden? Diese Frage ist nicht so ganz einfach zu beantworten. Am Einfachsten geht es natürlich, wenn man mit ihm gemeinsam um die Wette fliegt. Und genau das wird hier getan. Dabei zeigt sich, dass die Falken mühelos einen Fallschirmspringer im freien fall einholen können. Ihre Geschwindigkeit muss also über 290 km/h betragen haben. Im Zweiten Film schlägt eine Falkendame namens Frightfull mit einem Geschwindigkeitsmessgerät auf ihrem Rücken erst ihren eigenen Rekord von 184 Mph, das sind rund 296 km/h, später wird ihre Endgeschwindigkeit mit 242 mph, also gut 389 km/h angegeben. Und dabei bleiben die Vögel absolut manöverierfähig. Anpassungen ihrer Nasenlöcher erinnern an die verstellbaren Düseneinlässe von Düsenjägern und sollen bei der hohen Geschwindigkeit verhindern, dass der Fahrtwind ihre Lungen platzen lässt. Und doch, das zeigt der dritte Film, ist längst nicht jeder Angriff beispielsweise auf eine Haustaube auch von Erfolg gekrönt. Denn auch Tauben sind wendige und schnelle Flieger, die zudem auch ein ziemlich weites Gesichtsfeld haben und so manchen angreifenden Falken rechtzeitig erkennen und ausmanöverieren können.

 

 

 

 

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

5 Kommentare

  1. In Heidelberg gibt es so eine Gäng. Bzw. einen Mann, der Gäng heißt und der hat ein Projekt initiert, daß die Wanderfalken in Heidelberg wieder heimisch werden läßt. Mit Schulklassen hat er in der Heiliggeistkirche einen Nistplatz eingerichtet und seit ein paar Jahren gibt es nun wieder Heidelberger Wanderfalken. Brut und Aufzucht lassen sich sogar über eine Webcam verfolgen. Momentan gibt es jedoch noch nicht viel zu sehen. Ab und an lassen sich die Falken vom letzten Jahr wieder an der alten Brutstätte sehen.

    Wanderfalken in Heidelberg

  2. Vogelflug – Historisch betrachtet

    Gunnar Ries schrieb:

    “Unter den Greifvögeln sticht besonders der Wanderfalke heraus. Es gibt wohl kaum ein Lebewesen, das ihm in Sachen Geschwindigkeit auch nur annähernd nahe kommt.(…) Doch wie schnell kann er wirklich werden? Diese Frage ist nicht so ganz einfach zu beantworten.”

    Einige interessante Überlegungen zur Geschwindigkeit, mit der Falken und andere Vögel fliegen können, habe ich in dem etwas über 100 Jahren alten Werk „Der Darwinismus und die Probleme des Lebens – Zugleich eine Einführung in das heimische Tierleben“ des Freiburger Privatdozenten Konrad Guenther (1905) gefunden:

    „Schon Heinrich II, König von Frankreich erfuhr im 16. Jahrhundert, wie schnell ein Vogel fliegen kann, Ihm war ein Falke in Fontainebleau entflohen und 24 Stunden später wurde derselbe auf Malta eingefangen. Berechnet man nun die Entfernung zwischen diesen beiden Orten, so ergibt sich für den Flug des Tieres eine Geschwindigkeit von 70 Kilometer in der Stunde, die aber sicher zu niedrig gegriffen ist, da der Falke kaum in einem Zuge und in gerader Richtung geflogen sein wird. Auch wird er wohl sich eine Beute gefangen, gefressen und in Ruhe verdaut haben.

    Weit höher würde die Schnelligkeitsziffer des Vogelfluges sein, wenn wir Gaetke [Ornithologe der Vogelwarte Helgoland], Glauben schenkten. Dieser Vogelkundige meint z. B., dass das nordische Blaukehlchen seine Reise von Afrika bis nach Helgoland in einer Frühlingsnacht zurücklege, weil man es zur Zeit seines Zuges wohl massenhaft in Helgoland, aber nur vereinzelt im sonstigen Europa sähe und der Vogel nur nachts wandere. Seine Fluggeschwindigkeit müsse somit 337 km in der Stunde betragen. Nun ist allerdings noch heute der Weg und der Flug des Blaukehlchens ein Rätsel, aber die Gaetkesche Folgerung dürfte doch etwas zu vorschnell sein und wir wollen uns lieber an sichere Zahlen halten. Durch genaue Beobachtungen weiß man, dass Enten über 76 km in der Stunde zurücklegen können und Brieftauben bis zu 117 km. Die größte bekannte Geschwindigkeit hat nach einem sicheren Versuch eine Hausschwalbe erreicht, die von Gent nach Antwerpen nur 12,5 Minuten brauchte, also mithin 300 km in der Stunde zurücklegen konnte.“

    Interessant ist, was Guenther für „sichere Zahlen“ oder einen „sicheren Versuch“ hält. Wissenschaftshistorisch betrachtet, lässt dies – betrachtet man das Beispiel der Haussschwalbe – wiedereinmal Zweifel aufkommen, ob es überhaupt so etwas wie wissenschaftliche Fakten gibt.

  3. Sturz- und Kraft- oder Schlagflug

    @ Theres

    Natürlich finde ich die neuen (vor kurzer Zeit noch für unmöglich gehaltenen) Perspektiven, die Mikrotechnik auf die Natur bzw. auf den Vogelflug ermöglicht, faszinierend und atemberaubend. Ich habe auch wenig Anlass, an den Ergebnissen etwa der Messung von Spitzengeschwindigkeiten zu zweifeln.

    Wenn Sie aber etwas über wissenschaftlicher Theoriebildung lernen wollen, dann sollte Sie sich nach meinem dafürhalten auch damit beschäftigen, was in älterer Fachliteratur als “sichere Zahlen” gehalten wurde und wie Abweichungen zu heutigen Erkenntnissen zu stande kommen.

    Z. B. fällt auf, dass Konrad Guenther mit den von ihm angebenen 117 km/h für Brieftauben ziemlich nahe bei heutigen Erkenntnissen liegt, während er bei Hausschwalben, für die er eine Spitzengeschwindigkeit von 300 km/h angibt, weit mehr als das zweifache über heute für realistisch gehaltenen Fluggeschwindigkeiten liegt.

    Die realistischen Zahlen für Brieftauben sind sicherlich darin begründet, dass sie nicht von wissenschaftlichen Experten, sondern von Brieftaubenzüchtern gemessen wurden, die Brieftaubensport betreiben.

    Ferner sollte man vielleicht bezüglich der Spitzenflugeschwindigkeit von Vögeln zwischen dem Sturz- und dem Kraft- oder Schlagflug unterscheiden. Beim Schlagflug liegen Segler, wie der heimische Mauersegler oder doch zumindest der exotische Stachelschwanzsegler meines Wissens vor dem Wanderfalken, der selbstverständlich unangefochtener Spitzenreiter im Sturzflug bleibt.

  4. Sturz- oder Schlagflug

    @Geoman

    Eine Unterscheidung wäre zwar für die genauen unter uns interessant, oder fürs Guinessbuch der Rekorde, für mich als Vogelbeobachterin eher nicht. Und der schnellste bleibt dieser bildschöne Falke trotzdem, nicht.
    Die realistischen Zahlen für Brieftauben sind sicherlich darin begründet,….
    Werbung in alten Zeiten?
    Nun, es hieß aber auch im obersten der Videos, glaube ich, dass dieser Versuch nicht so ganz wissenschaftlich wäre, und Werte können immer korrigiert werden, Erkenntnisse erweitert.

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