Nicht erst seit der letzten Finanzkrise ist es in aller Munde: Das Staatsdefizit. Das möchten die betreffenden Staaten natürlich gerne wieder senken, und es mangelt auch nicht an Vorschlägen. Waren während der Krise keine Beträge zu groß, um nicht im Handumdrehen (OK, ich bin hier polemisch) bereitgestellt zu werden, so wird eben jetzt geknausert. Im Gegensatz zu den Spendierhosen zeigt sich das aber vornehmlich bei "nichtsystemrelevanten" Ausgaben, und da finden sich neben dem großen Bereich der Sozialausgaben auch immer wieder die Wissenschaft und die Forschung. Florian Freistetter hat drüben auf Astrodicticum simplex das Beispiel Österreichs angeführt. Dort soll die gesamte außeruniversitäre Forschung gestrichen werden. Dieses würde dann dem österreichischen Staat die unglaubliche Summe von 28 Millionen Euro einbringen. Sicher, man kann immer über einzelne Forschungsprojekte streiten, und man sollte das auch offen tun. Ein derartiges Streichen mit der Kettensäge könnte sich jedoch schnell als Bumerang herausstellen.
Dazu hat sich dann auf Astrodicticum simplex auch eine recht bizarre Diskussion abgespielt, die sich um die Behauptung
Das Zeitalter der Wissenschaft ist zu Ende. Es ist Zeit, einmal einen Schlusstrich zu ziehen und ganz nüchtern zu überlegen, was uns die Wissenschaft wirklich gebracht hat.
gedreht hat. Lassen wir mal beiseite, dass es natürlich immer missbrauch wissenschaftlicher Erkenntnisse gegeben hat, und es auch immer geben wird. Und dass auch Wissenschaftler nur Menschen sind, die verführbar sind und Fehler machen. Aber so pauschal, ausgerechnet in einem von Wissenschaftlern entwickeltem Medium, dem Internet, mit von Wissenschaftlern entwickelten Techniken, entbehrt das nicht einer gewissen Ironie. Warum ziehen eigentlich Feinde der Wissenschaft nicht auch die Konsequenz aus ihrem Denken?
Meiner Ansicht nach sollte der Wissenschaftsapparat drastisch reduziert werden, weil ihre Protagonisten immer wieder vergessen, dass sie viele Versprechungen nicht erfüllen konnten, und trotzdem Unmengen an Steuergeld vernichtet haben.
und
Das Volk gibt das Geld für ganz konkrete Ziele und wenn diese nicht erreicht werden, muss man sich die Frage gefallen lassen, wofür man eigentlich bezahlt wurde.
Abgesehen davon, dass eine Überprüfung durchaus passiert. Dieses "wir geben einfach nur noch für konkrete und wichtige Großprojekte Geld", ist zu kurz gedacht und gehört ebenso wie die These; "Forschung muss sich rechnen" eigentlich in das Museum falscher Vorstellungen. Warum das so ist, kann eigentlich niemand anderes besser erklären als Carl Sagan. Dabei zeigt sich, dass, hätte schon im 19. Jahrhundert dieses kurzfristige Denken geherrscht, könnten wir heute vermutlich unsere Gedanken nicht per Radio, Fernsehen oder Internet austauschen. Denn dann hätte James Clerk Maxwell sich vermutlich nicht so intensiv um den Elektromagnetismus gekümmert. Herausgekommen ist dabei ein Satz von Gleichungen (die Maxwellschen Gleichungen), welche die Grundlagen der Elektrizitätslehre und des Magnetismus bilden.