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Microraptor, ein Vogelräuber?

Manchmal ist das Glück den Paläontologen wirklich hold, und sie bekommen Fossilien in die Finger, welche ihnen weit mehr erzählen als andere. Ein gutes Beispiel ist der Fund der sogenannten "kämpfenden Dinosaurier". Häufiger als Szenen sind versteinerte Reste der letzten Mahlzeit des betreffenden fossilen Tieres. Dadurch erhalten wir interessante Einblicke in die Jäger - Beute Beziehungen. So konnte man aufgrund versteinberter Reste im Inneren von Sinosauropteryx darauf schliessen, dass dieser sich von kleinen Säugetieren und Eidechsen ernährte. Aber die Säugetiere waren zur Zeit der Dinosaurier nicht nur die Opfer, wie man bei Untersuchungen von Repenomamus, einem Säugetier der unteren Kreidezeit, feststellen musste. Dessen fossiler Mageninhalt zeigte neben den Knochen kleinerer Säugetiere auch Reste junger Psittacosaurier.

 

Microraptor zhaoianus, Darstellung von Matt Martyniuk, CC-Lizenz.

Jetzt hatte Jingmai O’Connor von der chinesischen Akademie der Wissenschaften das Glück, einen fossilen Microraptor zu entdecken, der ebenfalls die Überreste einer seiner letzten Mahlzeiten überliefert hat. Der knapp hühnergroße Microraptor war ein ziemlich bemerkenswertes Tier, es hatte nicht nur an seinen vorderen Extremitäten gefiederte Flügel, sondern auch an seinen hinteren, so dass er vermutlich das tierische Äquivalent zu einem Doppeldeckerflugzeug darstellen dürfte. Schon aufgrund seiner Anatomie, seines eng bezahnten Kiefers und seiner Verwandtschaft mit den Dromaeosauriern wiesen auf eine jagende Lebensweise hin. Doch das Fossil, welches O´Connor und sein Kollege Xing Xu ( dem Entdecker von Microraptor gui) untersuchten, war zwar nicht das am Besten erhaltene, aber es hatte es buchstäblich in sich.

Microraptor gui im Verhältnis zum Menschen. Darstellung von Matt Martyniuk, CC-Lizenz.

Im Inneren des Dinosauriers, zwischen seinen Rippen, befanden sich Knochen, darunter der linke Flügel und beite Füße, eines kleinen Vogels aus der Gruppe der Enantiornithes, zahntragenden Vögeln aus der Kreidezeit. Diese Vögel waren in den kreidezeitlichen Wäldern der chinesischen Jehol-Gruppe, in denen auch Microraptor sein Unwesen trieb, ziemlich häufig. Die Enantiornithes waren an das Leben in den Bäumen allem Anschein nach ziemlich gut angepasst. Ihre Beine und Füße waren zum Hocken weit besser geeignet als zum rennen. Aus der Lage der Vogelreste, im Inneren des Microraptor-Fossils zwischen seinen Rippen, ist mit großer Sicherheit zu schließen, dass der Vogel zur Beute des Dinosauriers gehört hat. Und vermutlich hat er seine Beute auch aktiv gejagt und nicht als Assfresser aufgenommen. Die Vogelknochen lagen auch in etwa so, als wenn Microraptor seine Beute mit dem Kopf voran verschluckt hätte, in etwa wie es heutige Raubvögel auch machen.

Der Fund bringt neues Licht in die Lebensweise des Microraptor. Wenn seine Beute auf Bäumen zu Hause war, dann dürfte das auch in Etwa der Lebensraum unseres Microraptor gewesen sein. Da die Vogelreste allem Anschein nach zu einem erwachsenen Tier gehört haben, muss Microraptor ein recht agiler Jäger seiner Zeit gewesen sein. Langsam können wir uns ein besseres Bild vom Leben dieses uns so seltsam anmutenden Tieres mache.

O’Connor, Zhou & Xu. 2011. Additional specimen of Microraptor provides unique evidence of dinosaurs preying on birds. PNAS 10.1073/pnas.1117727108

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