Aus aktuellen Gründen und quasi als Solidaritätsnote für Daniel Lingenhöhl, dessen Kommentar zur politischen Ablehnung des CCS auf Facebook von Leuten mit viel Meinung kommentiert wird, möchte ich hier zwei ältere Beiträge (diesen und diesen) noch einmal posten. Ich persönlich denke, es gibt sehr wohl Argumente, die gegen CCS sprechen mögen, aber leider bekommt man meist nur immer die selbe dumpfe Ablehnung zu hören. Die Angst, der Kohlendioxid könne entweichen und natürlich, niemand könne sagen, was in 100 oder 1000 oder mehr Jahren sein wird. Klar, können wir nicht, jedenfalls nicht mit absoluter Sicherheit. Aber es ist ja eben nicht so, dass noch nie und nirgends auf der Welt Gase über geologische Zeiträume unter der Erde gespeichert gewesen sind. Und natürlich gibt es auch etliche Argumente, welche dafür sprechen, diese Technologie zumindest auch weiterhin im Auge zu behalten. Hierzu findet sich auf Spektrum online ein interessantes Interview mit Michael Kühn vom Geoforschungszentrum Potsdam. Doch zuerst, um die Frage zu beantworten, was CCS, aka Carbon Capture and Storage ist, hier ein kurzer Film vom British Geological Survey.
Für die Endlagerung des abgeschiedenen Kohlendioxids sind mehrere Verfahren in der Diskussion. Kohlendioxid kann in ausgebeutete Öl- oder Gaslagerstätten gepumpt werden. Ab Tiefen von mindestens 750 m wird das Gas überkritisch. Die Technik ist weitgehend erprobt, da Kohlendioxid schon seit längerer Zeit in Öl- und Gaslagerstätten verpresst wird, um deren Ausbeutung zu verbessern. In die gleiche Richtung geht auch die Verbringung des Kohlendioxids in salinare Grundwässer. Da auch das überkritische Kohlendioxid immer noch eine geringere Dichte als das umgebende Gestein oder die salinaren Lösungen hat, muss ein eventuelles Endlager von abdichtenden Gesteinen überdeckt sein. In diesem Fall dürfte auch die Langzeitsicherheit gewährleistet sein. Denn auch die natürlichen Öl- und Gasvorkommen oder auch werden on ihren Speichergesteinen von abdichtenden, impermeablen Deckgesteinen über geologische Zeiträume zurückgehalten. Auf diese Art können sich auch natürliche Kohlendioxidlager bilden, die ebenfalls über geologische Zeiträume stabil von der Atmosphäre abgeschlossen sind. Ein weiterer Vorteil spricht für dieses Verfahren; das verpresste Kohlendioxid kann die Ausbeutung von Ölquellen verbessern und auf diese Art helfen, die Kosten für das Abtrennen und den Transport des Kohlendioxids zu mindern. Denn die Kosten dürften es sein welche über den Erfolg oder Nichterfolg einer Methode entscheiden. Auch die Tiefsee wurde als Endlager vorgeschlagen. Dazu wird das Gas durch eine Pipeline entweder in die Tiefsee oder in die Sedimente des Ozeanbodens gepumpt. Die Tiefen dafür müssen 4000 m übersteigen, damit das Gas wieder überkritisch wird. In diesem Zustand ist es dichter als das Wasser und würde sich in Senken ansammeln. Eine andere Möglichkeit wäre es, das Gas in einigen hundert Metern Wassertiefe im Meereswasser aufzulösen. Das CO2-gesättigte Wasser ist schwerer als das umgebende Wasser und würde absinken. Beide Verfahren hätten aber wohl enorme Auswirkungen auf die marinen Lebensgemeinschaften. Letzteres würde zu einer beträchtlichen Versauerung der Meere beitragen. Eine weitere Lagerungsmöglichkeit bestünde in der schlichten Tatsache, dass die Verwitterung von silikatischen Gesteinen Kohlendioxid verbraucht und als Karbonatgestein dauerhaft aus der Atmosphäre zieht. Man könnte also besonders leicht verwitterbare Minerale aus Basalten oder Peridotiten gewinnen, sie fein mahlen und anschließend die produzierten Karbonate sicher endlagern. Dabei tritt nur das Problem auf, dass der Abbau und der Transport der Ausgangsgesteine ebenso wie der Abtransport der Karbonate zusätzlich Kohlendioxid frei setzt. Abgesehen von dem Landschaftsverbrauch für die benötigten Steinbrüche. Alternativ dazu könnte man das Kohlendioxid in Wasser lösen und direkt in die Gesteine wie beispielsweise Basalt oder Peridotit hineinpumpen. Dort würde das Kohlendioxid dann mit den entsprechenden Mineralen reagieren. Als Endprodukt bilden sich Karbonatminerale. Dieser Vorgang läuft auch in der Natur ab. In vielen Peridotitgesteinen finden sich Adern aus Karbonatmineralen, die teilweise erstaunlich jung sind. So haben Messungen an Magnesiten (MgCO3) und Dolomiten (CaMg[CO3]2 )aus Adern des Samail Ophiolith im Oman ein mittleres Alter von 26 000 Jahren ergeben. Diese Karbonate sind die Verwitterungsprodukte des Peridotits, der hauptsächlich aus Olivin und Pyroxen besteht. Die Verwitterungsreaktion läuft nach folgendem Muster ab:
2 Mg2SiO4 + Mg2SiO6 + 4 H2O => 2 Mg3Si2O5(OH)4 (Mg Olivin) (Mg-Pyroxen / Enstatit) (Serpentin) Mg2SiO4 + 2 CO2 => MgCO3 + SiO2 (Mg Olivin) (Magnesit)(Quarz) Mg2SiO4 + CaMgSi2O6 + 2 CO2 + 2 H2O => (Mg Olivin) (CaMg Pyroxen / Diopsid) Mg3Si2O5(OH)4 + CaCO3 + MgCO3 (Serpentin) (Calcit) (Magnesit)
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